Gießen (sv). »Jetzt alle Salat-Cheerleader zur Zeitmaschine«, klingt die Stimme einer Schülerin durch das Mikrofon. In der Aula des Landgraf-Ludwigs-Gymnasiums (LLG) laufen die Proben für ein Musical. Seit eineinhalb Jahren haben Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen die gesamte Geschichte, Text und Musik selbst entwickelt. Das ist sogar am muscialerfahrenen Gymnasium neu.
Am Mittwoch, den 12. Februar, feiert »Melodien der Zeit« Premiere.
Vom Sommercamp in die Antike
Eine Gruppe Jugendlicher stößt zufällig auf eine Zeitmaschine und wird in die Vergangenheit geschickt. Dabei geht die Maschine kaputt. Sie treffen auf große Persönlichkeiten wie Kleopatra, Marie Curie und Leonardo da Vinci. Während sie versuchen, die Zeitmaschine zu reparieren, werden sie mit Themen rund um Liebe, Leid und Freundschaft konfrontiert. »Themen, die junge Menschen eben beschäftigen. Dem haben wir Raum gegeben«, sagt Bertram Fenderl, Lehrer für Darstellendes Spiel am LLG. Zwölf Oberstufenschüler haben zu zweit oder zu dritt mit jeweils einer Gruppe jüngerer Schüler die Umsetzung der Szenen erarbeitet, die sie selbst geschrieben haben. »Es liegt alles in Verantwortung der Dobbys«, sagt Fenderl. So werden sie liebevoll in Anlehnung an den aufopferungsvollen Hauselfen aus Harry Potter genannt. »Eine ganz große Liebeserklärung« spricht er ihnen aus. »Das ist ein Geschenk für uns Lehrer.«
»Nichts aus der Konserve«
Zwei der Dobbys sind Nele Zeh und Anton Schnöbel aus der zwölften Klasse. Beide waren schon in der fünften Klasse an Musicals am LLG beteiligt. Dieses Mal haben sie maßgeblich die historischen Charaktere recherchiert und entwickelt, das Textbuch geschrieben und später die Szenen mit den jüngeren Kindern erarbeitet. Diese Entwicklung war für beide sehr bewegend. »Ich hatte Tränen in den Augen, als ich das erste Mal meine Lieblingsszene mit Gesang und Musik auf der Bühne gesehen habe«, erinnert sich Schnöbel. Sicherlich auch, weil die Geschichte ebenso bewegend ist, wie der Arbeitstitel »Zeitreise auf süß« andeutet. Auch die Musik für das Stück wurde extra geschrieben und arrangiert. Daran haben vor allem Katharina Döring, Musiklehrerin am LLG, und Oliver Gaßmann, Oberstufenschüler, gearbeitet. Sie werden bei den Auftritten auch live spielen. »Bei uns kommt nichts aus der Konserve«, sagt Fenderl stolz. Denn auch die Kostüme und Requisiten wurden von den Schülern genäht, gebaut und organisiert. »Jeder kann etwas gut und bringt sich ein«, sagt Zeh. »Die Kinder machen eine Erfahrung für den Rest ihres Lebens. Im Theater lernt man, wer man ist und was man kann.« Deshalb freuen sie sich, diese Erfahrungen an die jüngeren Schüler weitergeben zu können. »Wir sind damit aufgewachsen und möchten das weitergeben«, sagt Schnöbel.
Martha aus der sechsten und Angelika aus der siebten Klasse spielen beide mehrere Rollen. Es ist nicht ihre erste Erfahrung auf der Bühne, aber trotzdem eine besondere. »Man kann sich mehr entfalten«, sagt Angelika. Für sie sei es sehr spaßig und beeindruckend, aber für die Lehrer und Dobbys sei es sicher auch anstrengend.
Auch sie waren bei den Proben schon zu Tränen gerührt. »Ich mag alle Szenen, weil die Charaktere sich Stück für Stück entwickeln«, sagt Martha. Beide können sich vorstellen, später auch die Rolle der Dobbys zu übernehmen und sich mehr einzubringen.