Benedikt Schätz: Nighthawsk

Da saß er. Man sah es ihm an. Er hatte die letzten Tage nicht geschlafen. Schließlich war er auch lange auf der Flucht gewesen. Nicht nur vor seinen menschlichen Verfolgern, auch vor seinen geistigen. Schwergefallen war es ihm schon immer, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Doch diesmal war es anders. Im Phillies, einer kleinen Eckbar, war es ruhig. Man hörte nur einen weiteren Mann mit einer Frau im roten Abendkleid reden, ein paar Stühle neben ihm.

{gallery}2013/OVAG,single=Edward_Hopper_01.jpg,salign=right,width=300{/gallery} Auch der Barkeeper gab keinen Laut von sich, still ging er seiner Arbeit nach. Marty hatte seinen Hut tief ins Gesicht gezogen. Ein Blick nach hinten, nach links, nach rechts, durch die deckenhohen Schaufenster rund um die Bar, alle war menschenleer. Das Licht des Inneren erhellte die Gehsteige ringsum. Die Häuser lagen dunkel und abweisend. Die leeren Barhocker ließen Marty sich noch einsamer und verlorener fühlen. Auch der Whisky half nicht wirklich.

Nach zwei weiteren Schlucken blieb sein Blick an der weißen Dienstkleidung des Barkeepers hängen, welche ihn jäh an die weiß bestickte Schürze seiner Mutter erinnerte. Anfang der 20er, als er noch ein kleiner Junge war, trug sie sie immer beim Apfelpflücken. Sie wollte nie, dass er in dieses Geschäft einstieg. Er sollte ein guter Junge sein.

Nicht einmal die Verantwortung für seinen eigenen Sohn hatte er tragen wollen. Immer hatten die Geschäfte ihn mehr gereizt als alles andere. Ruhelos war er seinen Interessen gefolgt, ließ sich davon treiben. Bis immer häufiger auch die Dämonen ihn trieben.

Nichts war ihm geblieben, nur dieser eine Freund. Ihn schauderte es beim Gedanken an dessen Tod. Den er verschuldet hatte. Mit der gleichen Verantwortungslosigkeit, mit Fahrlässigkeit, Geldgier und Vergnügungssucht. Hätte er sich auf all diese Geschäfte nicht eingelassen.

Das Lachen der Frau im roten Abendkleid riss ihn unsanft in die Realität zurück. Bald würden sie kommen. Diesmal würden seine Verfolger ihn erwischen, nicht nur die geistigen. Es sei denn, er käme ihnen zuvor.

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